Autorenlogbuch vom 06.07.2025 ⚓

Piraten, Pulverdampf – aber (noch) kein Kuss in Sicht

Der Piratenroman ist mittlerweile über 60 Seiten lang. Und was ist noch nicht passiert? Richtig: Niemand hat wild geknutscht. Für einen romantischen Liebesroman – als der dieses Buch ja ursprünglich gedacht war – ist das beinahe revolutionär.

Ich tröste mich damit, dass das Buch vermutlich über 500 Seiten bekommen wird. Da bleibt noch mehr als genug Zeit für knisternde Blicke, fiebrige Finger und heimliche Berührungen. Dennoch ertappe selbst ich mich langsam dabei, nervös zu werden. Denn so, wie heute gelesen wird, sollen sich die Figuren idealerweise schon nach fünf

Seiten körperlich zueinander hingezogen fühlen, damit der "Spice" beginnt. Alles andere gilt als verschleppt oder "slow".

Aber was ist, wenn die Figuren andere Dinge im Kopf haben als erotische Spannung? Was, wenn sie sich erst irren müssen in der Einschätzung des jeweils anderen, um überhaupt neugierig zu werden – um das Begehren glaubhaft und verdient wachsen zu lassen?

Meine Philippa hat im Moment andere Sorgen, als sich über Natalien Ashcrofts möglicherweise breites Kreuz oder kantiges Kinn Gedanken zu machen. Und auch er ist zu sehr mit verschwundenen Briefen, heimlichen Aufträgen und widerspenstigen Käpt’ns beschäftigt, um sich mit irgendwelchen Gefühlsregungen herumzuschlagen.

Ich versuche also eine Balance zu finden: zwischen moderner Erwartung und organischer Entwicklung. Zwischen Spannung und Sorgfalt. Und ich weiß, dass manche ungeduldig werden könnten. Aber ich hoffe, ihr bleibt trotzdem an Bord. Denn was langsam beginnt, kann manchmal besonders heftig werden – vor allem, wenn es mit einem Irrtum anfängt.